Zu den Erfahrungsberichten
unserer
schenkzeit-Freunde
Projekte
· Unser Pilotprojekt, das Stephanus Stift in Ettlingen
· Weitere Senioreneinrichtungen in der Region
· Private Haushalte mit einbeziehen
Unsere Vision
Selbstlose Hilfe für Hilfsbedürftige
- Hilfe zur Selbsthilfe
- Gegenseitige Bereicherung durch Wissensaustausch
- Menschen aller Altersgruppen zusammen bringen
- Irgendwann darf der Freund auch zum Beschenkten werden
Unser Pilotprojekt, das Stephanus Stift in Ettlingen, ist am 01.11.2022, mit noch wenigen schenkzeit Freunden, gestartet.
Wir gewinnen stetig neue schenkzeit-Freunde hinzu. So können wir immer mehr Beschenkten unsere Angebote näher bringen und deren Wünsche erfüllen.
Erkenntnis
Unterschiedliche Gründe können zur Vereinsamung oder Hilfsbedürftigkeit führen. Doch die Erkenntnis zeigt, dass es Menschen in dieser Situation schwer fällt, um Hilfe zu bitten. Oft fühlen sich einsame Personen außer Stande, jemanden passenden zu finden und anzusprechen.
Vision
Allem voran suchen wir Mitbürger mit wachen Augen, die die Einsamkeit und Hilfsbedürftigkeit ihrer Mitmenschen erkennen und dann auf schenkzeit aufmerksam machen. Ist der Kontakt zu uns hergestellt, können wir den passenden schenkzeit-Freund finden, der Hilfe und Abwechslung in den traurigen Alltag bringt.
Fallbeispiele
Die Vorstellung, betagter, hilfsbedürftiger Mensch lebt in einer Senioreneinrichtung und wird von einem etwas Jüngeren besucht, ist das klassische Beispiel.
Wir finden jedoch auch jüngere und ältere Personen die körperlich zwar schwer eingeschränkt sind, gleichzeitig über einen regen Verstand verfügen.
So wäre es möglich, dass ein Heimbewohner sein längst vergrabenes Wissen über eine Sprache oder das Talent ein Instrument zu spielen, wieder anwenden kann und der schenkzeit-Freund sogar davon profitiert.
Freund und Beschenkter können im gleichen Alter sein. Der schenkzeit-Freund ist nur mobiler und kann einen Besuch im Seniorenstift leisten und beide können sich rege bei Kaffee und Kuchen austauschen, zusammen musizieren oder Karten spielen. Dabei können sowohl Freund als auch Beschenkter der Einsamkeit entfliehen.
Jugendliche, zum Beispiel im Jahr der Konfirmation, können leicht ihr soziales Projekt erfüllen indem sie schenkzeit-Freund werden.
Ist da eine Mami die mit ihren Kindern einem einsamen, älteren Menschen Ablenkung bringt, oder ist da ein rüstiger Rentner*in der/die eine Mami mit ihren Kindern unterstützt und somit aus der eigenen Einsamkeit herausfindet?
Alles ist möglich und vielleicht hast Du noch viel mehr Ideen Dich einzubringen.
Erfahrungsberichte
Simone H.:
Endlich wieder ein Teil
von einem Team!
Schenkzeit ist für mich ein riesiger Lichtblick in meinem Leben. Aufgrund von schwerer Krankheit (physisch & psychisch) und anschließender Corona-Pandemie fühlte ich mich sehr einsam und suchte nach einer Aufgabe, die mich erfüllt – nach Menschen, die mich erfüllen.
Das Leben geht weiter und wenn man sehr lange „rausgerissen“ wird, ist es nicht so leicht, wieder Anschluss zu finden. Zunächst hatte ich noch einige Zweifel mich anzumelden, doch als es mir Ende des Jahres 2023 wirklich schlecht ging und ich am Ende meiner Kräfte war, beschloss ich, mich nun doch anzumelden. Das war die beste Entscheidung!
Als Mensch, der immer für alle da ist kam mein gewohnter Gedanke mich als Freund anzumelden und damit Zeit zu schenken, jedoch habe ich einiges dazu gelernt in den letzten Jahren und beschloss mich auch als Beschenkter anzumelden, denn eigentlich war es das, was ich wirklich brauchte. Dass jemand mir Zeit und Aufmerksamkeit schenkt.
In jeder Rolle gewinnt man jedoch hier in diesem Verein, als Beschenkter, als Freund oder auch als Mitglied, denn es geht einfach um die gemeinsame Zeit – hier beschenkt man sich immer gegenseitig. Es ist nie zu spät Veränderung in sein Leben zu bringen. Es gibt mir viel Kraft und neue Lebensenergie ein Teil von diesem Verein, dieser Vision zu sein. Vor allem gibt es mir Sinn und ein neues Ziel in meiner Lebenssituation, nach meinem schweren Koma, sehr langem Intensivaufenthalt und weiterhin der Dialyse durchzuhalten – mich sozial wieder mehr zu integrieren, mich sicherer zu fühlen nach meinem langen Kampf zurück ins Leben. Hier finde ich mich wieder und freue mich auf alles, was noch kommt. Endlich bin ich wieder ein Teil von einem Team.
Simone (2. von links) bei einem ihrer ersten Besuche im schenkzeit-Team
Simone H.:
Mein Weg zurück ins Leben
Nach dem Vorstellungsgespräch mit Bärbel, bei dem wir sehr offen reden konnten, war es dann soweit, dass ich zum ersten Mal zu einem Besuch ins Stephanus Stift in Ettlingen mitgehen konnte.
Wir haben Frau L. besucht, welche in ihrem Zimmer am Tisch saß und strickte. Sie registrierte uns nur nebenher als wir reinkamen, sah kurz auf, als wir sie begrüßten und strickte dann weiter. Wir wollten mit ihr in das weiße Wohnzimmer, einen Aufenthaltsraum in der Einrichtung. Sie machte nicht wirklich anstalten aufzustehen und mitzugehen, strickte weiter und erzählte mehrfach das gleiche. Nach ein paar Anlauf Versuchen stand sie jedoch auf und ging mit uns.
Genau ihr Ding!
Wir spielten Rummikub und hatten eine gute Zeit. Man merkte sofort, dass sie dabei etwas aufblühte. Zum Schluss unserer gemeinsamen (Schenk-)Zeit standen wir auf und ich spielte noch ein paar Zeilen an dem Klavier, das im Raum stand. Hier merkte ich sofort: Das ist genau ihr Ding! Bärbel beobachtete, wie Frau L. mir aufmerksam lauschte und dabei zusah. Für mich war der erste Besuch ein neuer Meilenstein auf meinem Weg zurück ins Leben.
Ich habe Phasen wo ich in dem Trauma, der Depression, was auch immer wie gefangen bin und einfach nur funktioniere, einfach im Überlebensmodus bin und unerwartete neue Dinge sind genau das, was mich da rausholen kann. Ich merke dann, dass mein Kopf klarer ist und Leichtigkeit reinkommt. Meine Muskeln sind weniger blockiert und alles geht etwas besser. Ab da wurde mir bewusst, dass kann ein wirklicher Lichtblick in meinem Alltag mit Krankheit, Dialyse, Therapie usw. werden kann. Es ist so schön zu verfolgen, was die Besuche mit den Menschen machen. Von diesem ersten Tag bis heute, nach mehreren Besuchen bei Frau L. hat sie solche Fortschritte und Veränderungen durchgemacht. Beim 3. Besuch hat sie uns gleich erkannt und ist auf uns eingegangen und seither kommt sie direkt mit. Sie freut sich richtig auf die gemeinsame Zeit mit uns. Am liebsten hat sie uns für sich ganz alleine ohne Ablenkung 🙂 einfach Zeit nur für Sie – das größte Geschenk.
Wir entdeckten viele Gemeinsamkeiten…
Bei den Besuchen bin ich immer sozusagen als Begleitperson dabei, weil es für mich auch mit den ganzen Eindrücken und allem sehr herausfordernd und trotzdem kräftezehrend ist. Bei dem ca. 6/7 Besuch war es nun so, dass ich ganz allein bei Frau L. war. Mein Zustand war gerade stabil und es war für mich wieder eine neue Herausforderung. Nachdem ich von meinen Verwandten abgesetzt wurde, ging mein kleines „Abenteuer“ los. Ich merkte schon, mein Körper reagiert mit „Gefahr“, aber mit stabilen Zustand konnte ich sehr gut damit umgehen. Als ich zu Frau L. Ins Zimmer kam, saß sie nicht auf dem Stuhl wie sonst, sondern saß auf ihrem Bett und schaute aus dem Fenster. Sie erkannte mich sofort und freute sich, ging sofort mit. Auf dem Weg zum weißen Wohnzimmer bedankte sie sich direkt für meinen Besuch und dass sie sich sehr darüber freue. Wir sprachen über unsere kreativen Hobbys und entdeckten viele Gemeinsamkeiten. Sie spricht nicht enorm viel, aber wenn sie von früher erzählt, dann ist es immer sehr interessant. Sie ist eine sehr besondere Frau. Wir spielten 2 Runden Rummikub zusammen und anschließend haben wir zusammen ein Bild gemalt auf einem Blatt. Hier kam ihr verstecktes Talent zum Karikatur zeichnen zum Vorschein. Sie erzählte von früher, als sie im Theater war und anschließend zu Hause die Show nachgezeichnet hatte. Ihr Vater war immer sehr begeistert von ihren Zeichnungen – die Gedanken an unsere Eltern lassen uns nun mal nie los, nicht mal im Alter.
Wir waren richtig verbunden…
Nachdem unsere (Schenk-)Zeit vorüber war, standen wir auf und wollten zurückgehen. Frau L. ging zum ersten Mal alleine zum Klavier, öffnete den Deckel und spielte den Flohwalzer, genau wie ich die letzten Male zum Abschluss. Das war für mich ein wahnsinnig toller Moment. Ein Moment des Aufblühen, Stolz, Dankbarkeit, alles kam zusammen. Zu sehen wie sehr dieser Frau unsere Besuche gut tun und sie dadurch neue Lebensgeister gewinnt. Wir haben das Lied dann noch im Duett gespielt und das war auch wirklich ein toller Moment. Wir waren richtig verbunden und haben einfach diesen tollen Augenblick zusammen geteilt. Das sind Erinnerungen, die einem Kraft geben im Alltag, Energie zu sammeln für alles, was noch kommt.